AUFFASSUNGSUNTERSCHIEDE?  REDE von RENATE BRUNNBAUER

Die Rede Renate Brunnbauers bei der Diensstellenversammlung Urfahr Umgebung vom 27.4.2016 erzeugte heftigen Widerspruch bei den anwesenden CLV-MandarInnen. Vor allem halten sie offenbar nichts von der Idee Renate Brunnbauers, Brennpunktschulen besser zu finanzieren. Es geht hierbei um die sogenannte sozialindexierte Finanzierung. Eigenartig.

 

Hier die Rede:

 

 

Mein Thema heute: Veränderungen im Bildungssystem

(Herausforderungen für Personalvertretung und Gewerkschaft)

 

Änderungen, die uns, die die Schule betreffen – das klingt gar nicht gut, oder? Wer unseren schönen Beruf schon länger macht, so wie ich, der wird es so empfinden. Wer ein gewisses Dienstalter hat, so wie ich

 

dass Veränderungen im Bildungssystem oft nichts Gutes bedeutet haben. Denn viele Veränderungen, die wir schon mitgemacht haben, hatten eines gemeinsam, hatten eine wesentliche Gemeinsamkeit: Es waren in Wirklichkeit Einsparungen.

 

Beispiele finden sich recht weit in die Vergangenheit zurück. 1995 etwa, da wurden die Schülerinnen und Schüler entlastet! Klang ja nicht schlecht – Bedeutet hat es allerdings, dass die Kinder jetzt in der Sekundarstufe 13 Stunden weniger und in den Volkschulen 5 Stunden weniger Unterricht haben. Das darf man halt trotz wohlklingender Entlastung der Kinder und der Freude mancher Politiker über die Kostenersparnis nicht vergessen. Diese Stunden gehen auch ab. Sie fehlen uns genauso wie die Möglichkeiten die wir vor der Schulautonomie hatten. Etwa die frühere Organisation von Förderunterricht oder die Möglichkeit Freigegenstände anzubieten.

 

Noch in den 1990er Jahren konnte man jeden Freigegenstand anbieten, wenn sich am Standort ausreichend TeilnehmerInnen fanden. Das waren noch Zeiten. Da gab es kein Zittern am Schulanfang, ob die Schülerliga Fußball oder Volleyball überhaupt was wird. Da mussten wir uns als Schule noch nicht entscheiden, ob wir ausreichend Schwerpunkt-Stunden in Hauptfächern oder doch lieber Darstellendes Spiel anbieten wollen.

 

Solche Erinnerungen gehen uns durch den Kopf, wenn wir an Änderungen im Bildungssystem denken, ist es nicht so?

 
Leider folgt der Prozess, wie Reformideen bei uns entstehen keiner zielgerichteten produktiven Logik. Was derzeit unter dem Titel Bildungsreform auf dem Tisch liegt, ist ein Beispiel dafür wie wenig herauskommt, wenn man auf Minimalkonsens setzt.

 

Denn:

Wenn ein Kapitän nicht weiß, welches Ufer er ansteuern soll, dann ist kein Wind der richtige.

 

Das ist ein Bild, das Seneca vor 2000 Jahren artikuliert hat. Erstaunlich, denn er konnte unsere derzeitige Koalitionsregierung ja nicht kennen – und doch beschreibt er die Problematikso treffend:

 

Wenn ein Kapitän nicht weiß, welches Ufer er ansteuern soll, dann ist kein Wind der richtige.

 

Die Ambitionen der Koalitionsregierung, sich auf ein bestimmtes Ufer, auf ein Ziel zu einigen sind minimal. Nur ein Konsens ist offenbar einfach: Es darf nix kosten. Und das wird auch umgesetzt. Das muss man ihnen lassen. Da gibt es große Einigkeit, wohin man auch schaut: Finanzminister, Kanzler Vizekanzler Unterrichtsministerin – sonst würden solche Papiere, wie das im vergangenen November nicht entstehen.


Aber die Reihenfolge ist verkehrt. Es müsste umgekehrt laufen. Die Verantwortlichen müssten sich aufraffen und ganz zuerst einmal fragen: Was wollen wir denn erreichen mit unserem Bildungssystem? Was soll Bildung in Österreich bewirken? Was soll man in der Schule lernen. Sind es ausschließlich Kompetenzen in Hauptfächern? Oder gibt es womöglich auch dringende Aufgaben zu bewältigen, die außerhalb der gut testbaren Fertigkeiten liegen?

 

Denn wenn wir ehrlich sind, dann gibt es wesentliche gesellschaftspolitische Aufgaben, die die Schule zu erfüllen hat. Wir müssen die Förderung und Integration von Schwächeren in den Schulen hinkriegen. Wir müssen es schaukeln, dass auch verhaltensauffällige ausreichend betreut werden und nicht den gesamten übrigen Betrieb stören. Das wird ja auch in regelmäßigen Abständen vom System Schule gefordert. Und es wird auch zu recht gefordert. Nur müssen diese Aufgaben auch dann angesprochen werden wenn es um Ressourcen geht. An all diese Aufgaben muss man erinnern, wenn Reformen oder sogenannte Reformen entwickelt werden. Wir wissen, dass wir mit den unterschiedlichsten Problemen unserer Heranwachsenden umgehen müssen. Uns ist es ja klar, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen müssen. Lediglich diejenigen, die über Ressourcen entscheiden vergessen diese große erzieherische Verantwortung immer wieder.

 

Das soll jetzt nicht so klingen als wäre würde ich lesen und rechnen nicht wichtig finden. Natürlich ist das eine Kernaufgabe des Bildungssystems – überhaupt keine Frage. Es geht mir darum, dass es sinnvoll ist, zuerst zu entscheiden was alles dazu gehört. Zu entscheiden wo man hin will. Wenn man diese Überlegung anstellt, sieht man schnell, dass es um mehr geht als die gut abprüfbaren Fertigkeiten. Erst wenn man sich einig ist, was erreicht werden soll mit dem Bildungssystem – wenn die Ziele klar sind, dann kann man fragen, was es kostet, das zu realisieren. Dann erst kommt die Überlegung, wie das zu finanzieren ist.

 

Denn wir alle wissen es: Wenn der politische Wille da ist, dann findet sich ein Weg ein Finanzierungsweg. Wir haben es häufig erlebt, wenn es um andere Bereiche ging. Die Bankenrettung ist ein Beispiel. Da hat es ja auch nicht geheißen wir haben gerade 6 Milliarden – lasst uns das der Hypo geben. Das ging anders herum: Man hat sich geeinigt, dass eine staatliche Intervention notwendig ist, um eine Eskalation der Krise zu verhindern Man hat sich gesagt, das muss jetzt sein sonst wird es später noch teurer. Diese Reihenfolge brauchen wir im Bildungsbereich auch. Es braucht die Einsicht, dass Bildungsausgaben eine Investition in die Zukunft sind. Was wir heute nicht hinkriegen, wird morgen um ein vielfaches teurer. Und nicht nur teurer, es könnte sogar gefährlich werden. Jugendliche müssen Perspektiven haben, nicht nur, weil die Betreuung durch das AMS später noch teurer ist, sondern auch weil wir in einer Zeit zunehmender Radikalisierung leben.

Was vergessen wird, ist, dass das alles etwas kostet. Leistungen im Bildungsbereich, unsere Leistungen kosten etwas. Wir haben also auf der einen Seite enorme Anforderungen, die gesellschaftspolitisch an die Schule gestellt werden – andererseits eine dauerhafte Zurückhaltung, wenn es um die Zuweisung von Mitteln geht. Sowohl auf Landesebene wie auf Bundesebene werden Regelungen als Reformen präsentiert, die gelinde gesagt am Problem vorbei gehen.

 

Ein Beispiel ist die heute schon genannte Gesetzesänderung zur Sprengelfreigabe in OÖ. Während uns einiges einfallen würde, das tatsächlich geändert gehört, wird die Sprengelfreigabe als Gesetzesänderung geplant. Ein insgesamt sehr seltsames Gesetz, das muss man schon sagen. Gelinde gesagt unüberlegt. Man kann den Entwurf nachlesen. Der ist nicht geheim. Man findet den Text auf der HP der Landesregierung. Wenn man es anschaut, dann erkennt man, dass das Gesetz erhebliche Einschränkungen bezüglich der freien Schulwahl schon von sich aus enthält. Die Aufnahme in eine sprengelfremde Schule soll nur dann möglich sein, wenn dadurch keine Klasse eröffnet wird. Ungeklärt bleiben zum Beispiel die Gastschulbeiträge der Gemeinden Schülerfreifahrt.

 

Die Forderungen in der Stellungnahme des ZA sind schon erklärt worden. Insgesamt kann man also sagen: Nichts Schlimmes passiert. Zumindest keine argen Verschlechterungen gegenüber den Regelungen die derzeit für Umschulungen gelten. Es kann halt vorkommen, dass die Gastschulbeiträge von der Gemeinde nicht gezahlt werden oder keine Lösung für die Freifahrt gefunden wird. Dann bleibt die Wahlfreiheit also die Wahl für finanziell besser gestellte Familien. Es gibt ja auch jetzt schon Beispiele, wo diese Dinge privat finanziert werden. Es ist ungerecht – und es wird höchstwahrscheinlich ungerecht bleiben. Mit solchen Regelungen kann man nicht zufrieden sein.

Bleiben wir noch kurz in OÖ: Deutschpflicht in der Pause. Das war ja im vergangenen Herbst ein Thema für die Schlagzeilen. Da ging es dann um die Frage, ob man die Familiensprachen überhaupt verbieten soll. Dann ging es darum, ob das überhaupt rechtlich möglich wäre. Verfassungsjuristen haben Bedenken geäußert. Schließlich ist daraus eine Empfehlung für die Schulordnung geworden.

Wir haben ein Verbot der Erstsprache immer kritisiert. Wollen wir, dass Kinder in der Schulpause Deutsch reden? Na selbstverständlich – das tun sie ja auch. In manchen Schulen ist Deutsch die einzige Sprache, die von allen verstanden wird. Es ist auch legitim, die Höflichkeit und Freundlichkeit betonen, die mit der Verwendung einer für alle verständlichen Sprache verbunden ist. Mit einem Verbot der Erstsprachen in der Hausordnung wird das aber nicht zu erreichen sein. Das ist nicht nur aus linguistischer Sicht, also für den Prozess des Spracherwerbs kontraproduktiv, das kann auch abwertend empfunden werden.

 

Eine schroffe Deutschpflicht kann dazu führen, dass Kinder Deutsch emotional ablehnen.

Die Muttersprache ist Teil der Identität, wird sie verboten, fühlt sich auch der Mensch gekränkt.
Wenn sich die verantwortlichen Landespolitiker mit der gleichen Hartnäckigkeit für mehr Geld für das Bildungsbudget einsetzen würden, wie sie das monatelang für die Deutschpflicht getan haben, dann hätten wir was davon – nämlich auch für die Integration von Kindern mit Fluchtbiografien.

So kann man wieder sagen:
Nichts Schlimmes passiert. Zumindest keine argen Verschlechterungen.
Nur damit kann man nicht zufrieden sein. Auf Bundesebene geht das Spiel genauso. Die sogenannte Bildungsreform ist ein Symptom für diese Vorgangsweise in der Bildungspolitik.

 

Wer große Erwartungen in die Bildungsreform gesetzt hat, ist genau auf eine ähnliche Weise enttäuscht worden. Angekündigt als umfassende Reform, wollte man eine nachhaltige Antwort auf die Herausforderungen im Bildungs-und Schulwesen von heute und morgen geben. Was ist herausgekommen? z.B. Evaluieren, Selbstevaluation, standortbezogener jährlicher pädagogischer Qualitätsbericht... Und dann ein Evergreen: Die Schulautonomie. Großartig! Da steht:
„Durch finanzielle Autonomie soll der effiziente und bedarfsgerechte Einsatz von Ressourcen erleichtert werden“. Was stellt man sich darunter vor? Die Umwandlung von pädagogischem Lehrpersonal in Supportpersonal darf im Rahmen von maximal 5% am Standort beschlossen werden. Das heißt wir Lehrerinnen und Lehrer finanzieren das Unterstützungspersonal selbst, indem wir LehrerInnenstunden einsparen, die aber dann der Schule fehlen! Großartig! Oder sollen wir sagen: Dieses Unterstützungspersonal hat ja jetzt auch niemand, also:
Nichts Schlimmes passiert. Zumindest keine argen Verschlechterungen? Kann man damit zufrieden sein? Nein, damit sind wir ganz sicher nicht zufrieden.

 

Denn eines ist schon vielen Menschen in Österreich klar: es gibt wesentliche Punkte, die wir verbessern müssen. Niemand wird behaupten, dass Lesen nicht von Bedeutung wäre. Niemand wird behaupten, dass es egal ist wenn ein Drittel derer, die die Schulpflicht erfüllt haben so schlecht lesen, dass sie als nicht oder schwer weiterbildbar gelten. Die Geister scheiden sich, wenn es daran geht zu entscheiden, auf welche Weise Verbesserungen erreicht werden sollen. Darüber müssen wir reden. Immer wieder. Wir müssen grundsätzlich wegkommen von einem Lehrerbild des weisungsgebundenen Beamten. Lehrer und Lehrerinnen müssen als pädagogische professionals angesehen werden, denn das sind wir auch.

 

Deswegen, sprechen wir aus, was es braucht in den Schulen. Reden wir darüber wie wir uns Reformen vorstellen. Diskutieren wir, welche Veränderung wir uns wünschen. Diskutieren wir auch wenn es kontroverse Debatten werden. Nur so kommen wir weg vom ständigen REagieren.

 

Was ich persönlich als Lehrerin sehr stark empfinde ist Solidarität, ist Zusammenhalten und das Bedürfnis danach. Denn bisweilen ist ein NICHT-Zusammenhalten der Lehrer und LehrerInnen wahrnehmbar – deswegen erlaube ich mir an dieser Stelle so deutlich, davor zu warnen, dass wir uns gegeneinander aufbringen lassen.

 

In der Klasse kennen wir alle das Bedürfnis, die Kinder besonders zu unterstützen, denen zu Hause nicht beim Lernen geholfen werden kann. Als Pflichtschullehrerin habe ich oft erlebt, dass Kinder bis zum Abschluss der Unterstufenzeit einen Level der Selbstorganisation erreicht haben, der ihnen dann die Bewältigung einer weiterführenden Schule möglich gemacht hat. Bei einer ganztägigen Betreuung wäre der Anteil derer, die sich so positiv entwickeln noch höher.

So etwas funktioniert an Standorten, wo die Eingangsklientel sehr breit gefächert ist, also auch leistungsstarke SchülerInnen vertreten sind. In ruralen Gebieten ist das häufig – auch nicht immer – aber doch häufig der Fall. Ich arbeite an einer solchen Schule – an einer NMS mit über 90% aller Volksschulkinder in unserem Einzugsgebiet.

 

Meine stark empfundene Solidarität gilt den Kindern und Kollegen und KollegInnen an Standorten, wo sich die leistungsschwächeren - und damit verbunden - oft die sozial instabileren Kinder sammeln.

 

Es bringt uns nichts, wenn wir allzu fokussiert auf unseren eigenen Schulstandort schauen. Dann stehen nämlich die Lehrer und LehrerInnen von Schulen mit sogenanntem guten Ruf als Gegner den Kollegen und KollegInnen von Standorten mit dem Nimbus des großen MigrantInnenanteils gegenüber. Dann haben wir Land gegen Stadt. Womöglich noch Volksschule gegen NMS, reguläre Schule gegen Schwerpunkt-Schulen usw. usw.

 

Es bringt uns nichts, wenn wir die Regionen, ja die Bundesländer allzu fokussiert betrachten und einzelne Gegenden sich freuen, dass sie bei der Ressourcenverteilung etwas herausgeschunden haben, das ihnen nach überlegteren Maßstäben gar nicht zugestanden wäre. Es führt zu nichts, wenn sich die Kollegen und KollegInnen im Burgenland freuen, dass sie bei der durchschnittlichen KlassenschülerInnenzahl in Volksschulen bei 16,3 stehen und die Wiener bei fast 22.

Es bringt uns auch nichts, wenn wir die Schultypen allzu fokussiert betrachten. Denn das vernebelt uns den Blick auf ein zukunftsträchtiges Bildungssystem, das allen Kindern und allen Kollegen und KollegInnen in unserem Land gerecht wird und das tatsächlich gerecht ist.

Aus diesem Bedürfnis des Zusammenhaltens heraus fühle ich mich wahrscheinlich auch gar so wohl in der UGÖD, bei den unabhängigen Gewerkschaftern und GewerkschafterInnen in der GÖD. Denn in unserem Dachverband der ÖLI-UG, der österreichischen LehrerInneninitiative suchen die unabhängigen Gewerkschafter und GewerkschafterInnen österreichweit und für alle Schultypen nach gemeinsamen bildungspolitischen Vorstellungen. Es hilft uns natürlich, dass wir nicht von von irgendwelchen Parteiloyalitäten irritiert werden. Innerhalb der UG sind wir uns daher einig – auch mit den KolleInnen aus der AHS – dass wir eine gemeinsame Schule fordern, eine demokratische Schule und mehr Geld für Bildung.

Apropos Geld: Unsere Frau Bundesministerin hatte eine echt gute Idee! Und das meine ich jetzt ganz ernst! Am 31. März, das ist immer noch auf ORF.at nachzulesen, hat sie gesagt “Wir sollten über eine Sozialindexierung sprechen.“ Gut. Wo sie Recht hat, hat sie Recht! Nur: Reden alleine wird nicht genügen!

 

Eine vernünftige, gerechte und transparente Ressourcenverteilung, die soziale Benachteiligungen an Schulstandorten ausgleicht, das fordern wir seit langem. Schulen mit schwierigeren Voraussetzungen müssen zusätzliche Mittel erhalten. Univ.Prof. Dr. Johann Bacher von der Abteilung für empirische Sozialforschung der JKU hat dafür ein Konzept entwickelt. Internationale Bildungsstandardtests zeigen regelmäßig die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen und migrantischen Herkunft auf. Der aktuelle Ergebnisbericht der Standardüberprüfung Deutsch bestätigt erneut, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Bildungsabschluss der Eltern und den Leistungen ihrer Kinder besteht. Diese Tatsache wird in Bachers Konzept berücksichtigt, indem für jede Schule ein Sozialindex berechnet wird. Auf Basis dieses Index sollen zusätzliche Ressourcen zugwiesen werden.

 

Derzeit wird die soziale Zusammensetzung der SchülerInnen bei der Zuweisung von Ressourcen nicht explizit berücksichtigt. Die Vergabe der Mittel hängt in erster Linie von der Schulform, den Teilungsziffern und damit der Zahl der Klassen ab. Darüber hinaus gibt es Ressourcen für einzelne SchülerInnen (SPF, AO) sowie zusätzliche Mittel, um regionale Strukturprobleme auszugleichen. Hinzu kommt ein gewisser Ermessenspielraum der Schulaufsicht.

Gerade diesen Freiraum der Schulaufsicht begrüßt der amtsführende Präsident unseres LSR in OÖ. Fritz Enzenhofer meint, der Schulinpektor vor Ort sei einfach mit der Lage am besten vertraut. Eine sozialindexgesteuerte Mittelzuweisung, direkt an die Schulen bringt seiner Ansicht nach wenig. In Hinblick auf die Ergebnisse der Bildungsstandardtests wünscht er sich vielmehr, dass der LSR die Lehrerfortbildung stärker steuern können sollte. Notfalls müssten Lehrer dazu auch verpflichtet werden können. Quasi Nachschulungen für vermeintlich unfähige Lehrer und Lehrerinnen verordnen.

 

Das kann es ganz sicher nicht sein. Schulen haben keine schlechteren BIST-Ergebnisse – und da bin ich mir auch ohne Bildungsforschungsergebnisse sehr sicher – Ungute Ergebnisse bei BIST ergeben sich nicht wegen schwächerer Lehrerleistungen, das sind Standortnachteile. Darum ist die Sozialindexierung auch eine gute Idee.

Aber ganz sicher nicht so, dass woanders etwas weggenommen wird. Es müssen zusätzliche Ressourcen für sozialen Ausgleich her. Nur dann kann es funktionieren. Leider kann ich heute nur berichten, dass das BMBF aber genau das Gegenteil plant. Hohe Beamte unseres Ministeriums haben es im informellen Gespräch bereits zugegeben: Sozialindexierung, aber ohne zusätzliche Mittel. Das wird das Zusammenhalten unter den Lehrern und Lehrerinnen auf eine harte Probe stellen. Das geht gar nicht! Da werden wir uns wehren müssen.

 

Werden wir dann wieder sagen, na es ist ja nichts ganz Schlimmes passiert. Es geht ja noch. Ist ja an meinem Standort nicht viel schlimmer als es vorher war? Damit sollten wir aufhören. Reden wir miteinander. Sogar Nicht-Lehrer interessieren sich mittlerweile für Bildungspolitik. Reden wir auch mit denen. Reden wir und stärken wir uns gegenseitig.

Wir sind in den letzten Jahren von vielen Kollegen und Kolleginnen angesprochen worden. Viele haben uns erzählt, wie schade sie es finden, dass man bei Veranstaltungen so wenig Zeit für Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen hat. Wir werden deswegen am 10. Juni ein Sommerfest für interessierte Diskussionsfreudige veranstalten. Es wird hier in der Nähe stattfinden. Wir haben mit dem Warschenhofergut in Gallneukirchen einen wunderbaren Ort dafür gefunden. Ich erzähle jetzt nicht mehr was es beim Sommerfest alles geben wird. Wer Interesse hat findet Näheres auf der kuli HP

 

Bitte fühlt euch alle eingeladen zum Sommerfest am 10. Juni. Ich wünsche für heute noch eine spannende Versammlung. Danke fürs Zuhören!

 

 

 
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