Warum Unabhängig?

Gedankenanstoß von Wilfried Mayr:

 

* Haben Sie sich schon rechtzeitig das „richtige“(1) Parteibuch besorgt?

* Machen Sie Ihren Vorgesetzten gern schöne Augen bzw. beherrschen Sie einen freudigen, untertänigen Blick? 

 * Sammeln Sie schon fleißig Punkte für die Bewerbung als Direktor*in?

* Haben Sie sich schon gewissenhaft in die „richtige“ Seilschaft eingeklinkt?

* Ignorieren Sie gern Demütigungen und Ungerechtigkeiten?

* Haben Sie schon erkannt, dass das Prinzip „Ober sticht Unter“ sozusagen die „Verfassung aller Hierarchien“ darstellt?

 * Freuen Sie sich darüber, dass Ihr Vorgesetzter gleichzeitig Ihr Personalvertreter ist? Das spart Wegstrecken.

* Sind Sie bereit, Ihr Fähnchen verlässlich in den Wind zu hängen?

 

Wenn ja, dann wählen Sie bitte nicht die überparteiliche Liste „UG“!

 

Die Unabhängigen Gewerkschafter*innen (UG) stehen nämlich für etwas anders!

  • Verpflichtung nur den Kolleg*innen gegenüber

  • Information und Unterstützung der Kolleg*innen ohne Ansehen von Partei- und Konfessionszugehörigkeit

  • Eintreten für eine demokratische Schule, gleich vor Ort

  • Kritisches Nachfragen, sich nicht mit Nullantworten abspeisen lassen.
  • Streben nach fortschrittlicher Pädagogik

  • Angebot von Schulungsseminaren zu allen rechtlichen und pädagogischen Bereichen

  • 40 Jahre kontinuierliche Aufbauarbeit einer demokratischen, leistungsstarken Interessensvertretung

  • Ankommen in allen Personalvertretungs- und Gewerkschaftsgremien nach Jahrzehnten des „Langen Marsches durch die Institutionen“


Es braucht mehr Ressourcen für unsere Schulen. Die wichtigste Forderung an die kommende Bundesregierung.

 von Renate Brunnbauer

 

„Wir helfen viel weniger zusammen als ich erwartet hatte“, meinte ein neuer Kollege auf die Frage, was ihn bei seinem Dienstbeginn am meisten überrascht hat.

 

Das macht mich als erfahrene Lehrerin nachdenklich. Ich weiß, was er meint. Ich weiß, dass wir bei Eskalationen häufig schnelle Notlösungen finden müssen. Ich weiß, dass wir sehr oft keine Zeit finden uns ausführlich zu besprechen oder uns gegenseitig zu unterstützen.

 

Diese Einschätzung des Kollegen fällt mir ein, wenn ich die Debatte um die Gewaltvorfälle in der HTL in Ottakring verfolge: Offenbar gab es wenig zu berichten über die Unterstützung durch den Leiter, das Zusammenhalten der Kolleg*innen. Von den Schlagwörtern, die wir in der ÖLI-UG so hochhalten, von Mitbestimmung Transparenz und Solidarität dürfte das Schulklima an diesem Standort nicht geprägt (gewesen) sein.

 

Auf politischer Seite folgten Gedankenexperimente über Schulausschluss. Später kam sogar die Idee auf von einer zusätzlichen Probezeit bei befristeten Verträgen, was wir absolut ablehnen. Bei diesen Verträgen gibt es ausreichend Möglichkeit das Dienstverhältnis nicht weiterzuführen. In der ÖLI-UG bevorzugen wir Ideen darüber, wie man in der Schule Verbesserungen erreichen kann, statt Phantasien darüber, wie man Lehrer*innen oder Schüler*innen schnell los werden kann.

 

Für Pflichtschulen empfahl der damalige Bildungsminister Fassmann vorbeugende Aktionen, wie Kennenlerntage am Schulanfang, Fortbildung und Time-out-Klassen. Von zusätzlichen Ressourcen war keine Rede.

 

Neben den Ideen, die wir weitgehend ohnehin schon umsetzen, sind die Time-out-Klassen besonders interessant. Das ist eine Intervention auf der höchsten Eskalationsstufe. Aber zusätzliche Stunden dafür soll es nicht geben. Diese zusätzlichen kleinen Klassen binden natürlich eine Lehrperson, vorzugsweise eine, die für diese Aufgabe gerüstet ist. Vielleicht ein/en Betreuungslehrer*in? Zusätzliche Stunden sind nicht geplant. Wo also wird der Betreuungslehrer oder die Lehrerin fehlen, weil er oder sie jetzt die TIME-OUT-Gruppe betreut?

 

Natürlich besteht bei massiven Eskalationen Handlungsbedarf. Natürlich brauchen wir die Feuerwehr, wenn es brennt. Aber doch nicht als Ersatz für präventiven Brandschutz. Wir haben ohnehin zu wenig Unterstützung in den Schulen. Wir wollen uns doch darum bemühen, zu einem Zeitpunkt anzusetzen bevor die Dinge vollständig eskalieren. Dort Personal wegzunehmen wird uns nicht glücklich machen.

 

Lehrer*innen reden gar nicht so gerne darüber, welcher Druck oft in der Schule herrscht. Auch intern haben wir uns Vorsicht angewöhnt. Ganz schnell kommt man selber unter einen Rechtfertigungsdruck. Warum macht das Kind Schwierigkeiten? Was hätte die Lehrerin noch anbieten müssen? Oder sogar was hätte der Lehrer noch aushalten müssen?

 

Ich behaupte, wir sind zu viel Kummer gewöhnt. Wir haben seit Jahrzehnten alle paar Jahre eine Bildungsreform umzusetzen. Wir galoppieren alle paar Jahre in eine andere ideologische Richtung. In manchen Schule diskutieren wir, ob verpflichtend Integration oder verpflichtend Separation das Allheilmittel ist. Ein jeder radikale Paradigmenwechsel lässt die einen aufatmen, die anderen ärgern sich. Dabei übersehen wir, was wir alle miteinander kritisieren sollten. Wir übersehen, was diese Bildungsreformen alle gemeinsam haben. Sie sind kostenneutral.

 

ABER: Nicht einsparen ist zu wenig.

 

In Wirklichkeit brauchen wir dringend Personal in den Schulen. Ich muss eine/n SchülerIn aus der Klasse zu jemandem schicken können, wenn er/sie Hilfe braucht. Egal, ob er/sie beim Lernen Hilfe braucht, oder dabei sich zu beruhigen. Das kann nicht ehrenamtlich jemand leisten, der/die gerade Freistunde hat. Das muss Kontinuität und Beziehungsarbeit möglich sein. Ohne die notwendigen Stunden dafür agieren wir wie Handwerker, denen man das Werkzeug nimmt. Ihr kriegt das schon hin!?

 

Dabei gibt es wirklich gute Argumente für eine massive Ressourcenforderung

 

Zuerst kann man einfach fragen: Was kostet es uns als Gesellschaft, wenn wir die Kinder gleich jetzt fördern? Was kostet es uns später? Was kostet es einer Gesellschaft, wenn etliche junge Leute am ersten Arbeitsmarkt nicht bestehen können? Es heißt ja immer, dass für die Kinder gespart wird. Und vielleicht werden in 15 Jahren manche von ihnen sagen, großartig, dass für uns gespart worden ist. Wir schätzen es sehr, dass im Jahr 2019 ein 0-Defizit fast gelungen ist. Vielleicht. Vielleicht wäre es aber gescheiter, jetzt gleich in die Bildung dieser Altersgruppe zu investieren.

 

Abseits von der Kosten-Nutzenrechnung, könnte man aber auch sagen, dass Kinder, die Förderung brauchen einfach gefördert gehören. Man könnte einfach unser pädagogisches Mitgefühl, unsere Professionalität als Grund anführen. Wir wollen schon alleine als empathische Menschen am liebsten allen Kindern, allen unseren Schulkindern gerecht werden.

 

Und ein drittes Argument für eine Investitionsforderung könnte man eine praktische Begründung nennen. Ich meine damit unsere praktische alltägliche Arbeit in der Schule. Wir alle nehmen wahr, dass Kinder, denen wir die nötige Unterstützung nicht anbieten können, massiv unseren Betrieb stören. Wir wissen das alle: ein einziger Schüler oder eine Schülerin mit sozial-emotionalen Problemen kann ein derart unangepasstes Verhalten entwickeln, dass der Wirbel über die Stammklasse hinaus die ganze Schule beeinträchtigt. Wer beim Lernen gar nicht mehr mitkommt, gibt auch auf und verhält sich oft entsprechend. Da muss eine Person zur Betreuung zur Verfügung stehen. Und nicht ab und zu, oder immer wer anderer. Das muss kontinuierlich passieren. Da muss Beziehungsarbeit passieren, damit das Aussicht auf Erfolg hat.

 

Ein Weg – der Sozialindex der AK

 

Im August 2018 wurde über viele Medien ein Finanzierungsmodell erklärt, das die Arbeiterkammer entwickelt und durchgerechnet hat. Es basiert auf der Idee des Sozialindex und würde mehr Geld für viele Schulen bedeuten aber für keine weniger. Mit 300 Millionen zusätzlich könnte man jenen Standorten, die es dringend brauchen mehr Personal geben, ohne anderen etwas wegzunehmen.

 

Nicht einmal 1 Prozent der österreichischen Mittelschulen würde in die problemlosen Stufen 1 und 2 fallen. Ab der 2. Stufe wären schon zusätzliche Mittel fällig. Und wenn man bedenkt, dass von so einem Finanzierungsmodell sogar viele AHS profitieren würden, dann könnte man die AHS –Unterstufe gleich zur Pflichtschule erklären. Das würde uns gefallen. Dann würden sich die Aufgaben in unserem Beruf, die über das Unterrichten hinausgehen, die wirklich anstrengend sind, etwas fairer und besser auf die Lehrerschaft aufteilen. Das Gymnasium für Alle – das wäre doch eine gute Idee!

 

Und mit ausreichenden Stundenzuweisungen würde auch Schulautonomie Sinn machen. Dann könnten wir so arbeiten wie es die Personen vor Ort gut können. Die beste Lösung am Standort ist immer abhängig von den betroffenen und den handelnden Personen. So ist es manchmal zweckmäßig, Gruppen zu teilen. Manche von uns gehen lieber den Weg integrativ zu arbeiten. Ausreichende Ressourcen geben uns Handlungsspielraum dafür.

 

Viele Millionen - wenige Kilometer

 

Wir wollen professionell arbeiten und wissen dass es keine Budget für Unterstützungspersonal in Schulen gibt. Der Integrationstopf ist nicht verlängert worden, daher haben wir erhebliche Einbußen bei den Ressourcen für die Sprachförderung zu verzeichnen. Der SPF-Topf wird auch eher nichts hergeben, wie wir wissen. Diese Ressourcen sind an den Bescheid für ein bestimmtes Kind mit einer Behinderung gebunden.

 

Die Berechnungen der AK zum Sozialindex können eine taugliche Antwort sein: 10 bis 12 Prozent mehr Personal an unseren Schulen sind notwendig, damit Kinder die Betreuung brauchen auch betreut werden können. Das würde in etwa 300 Millionen Euro im Jahr kosten. Schwierige Schulstandorte bekommen mehr, niemand bekommt weniger! Um 300 Millionen bekommt man in Österreich zwischen 12 und 15 km Autobahn.

 

Lasst uns den Bildungsweg asphaltieren, da ist unser Steuergeld mit Sicherheit besser angelegt!

Road to Nowhere - so steht es um die österreichischen Bildungsreformen
Road to Nowhere - so steht es um die österreichischen Bildungsreformen

 

 zusammengestellt von Gerhard Pusnik

 OELI-UG Vorarlberg

 

 

Weshalb Parteiabhängigkeit nicht geht,

aber eine klare Haltung wichtig ist

 

Wir treten für Vielfalt in der Schule und für die Vielfalt an Meinungen und Haltungen ein. Den ÖLI-Beschlüssen und Grundsatzpositionen gehen oft lange Debatten voraus.

Wir orientieren wir uns dabei an den Interessen der Lehrer*innen und nicht an Parteilinien.

 

Wir stehen gegen „Parteibuchwirtschaft“ als Auswahlkriteriumskultur bei Postenvergaben, Vertragsverbesserungen u.Ä. Schule braucht keine parteipolitisch bestimmte Kontrolle und Verwaltung. Wir wenden uns daher gegen parteipolitisch motivierte Eingriffe ins Schulleben, z.B.: Sanktionierung missliebiger Meinungen, Forcierung parteipolitischer Inhalte u.a.

 

Wir stehen für kritische Beurteilung und nötigenfalls kämpferische Ablehnung der jeweiligen Regierungsvorhaben, wenn sie den Interessen von Lehrer*innen und Schüler*nnen schaden;

 

für Gleichberechtigung, für gesellschaftliche Gleichheit, für Inklusion, für Integration, für Diversität, gegen Nationalismus, gegen die neoliberale Zurichtung unserer Gesellschaft, für die Demokratisierung aller Lebensbereiche, für gesellschaftliche Teilhabe und politische Partizipation, für Umweltschutz, für friedliche Konfliktlösungen.

 

„Wir mögen die unabhängige ÖLI deswegen so, weil in unserem Bereich jede Partei ganz schnell Vertreterin der Dienstgeberseite sein kann. Außerdem bietet die ÖLI allen Mandatar*innen und Aktivist*innen Raum, ungeachtet ihres persönlichen Engagements für eine Partei, z.B. in der Gemeinde.“ Renate Brunnbauer, APS-OÖ

 

„Parteiunabhängig zu agieren macht frei. Wir nehmen kein Geld von Parteien.“

Gerhard Pušnik, AHS-Vorarlberg

 

„Wir halten dieses Vermischen von Personalvertretungsfunktionen mit anderen politischen Ämtern für inakzeptabel.“ Katharina Bachmann, BMHS-Vorarlberg

 

„Ministerium und Bildungsdirektionen werden nach wie vor politisch geführt. Die jeweils regierenden Parteien bestimmen die Bildungspolitik. Auch aus diesem Grunde sind wir für eine strikte Trennung.“ Gerhard Rüdisser, AHS-Vorarlberg