Wortmeldung beim 18. Bundeskongress der GÖD

Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

Wertes Präsidium! Liebe Delegierten!

 

Für mich ist der Kongress eine willkommene Gelegenheit, die Anliegen, die Bedürfnisse, die Forderungen aus anderen Bereichen zu erfahren, zu verstehen und mitzutragen. In der Hoffnung, dass es auch anderen so geht, will ich kurz eine Sache aus dem Schulbereich ansprechen. 

 

Viele Lehrerinnen und Lehrer werden sich wie ich über einen speziellen Abschnitt im Leitantrag des 18. Bundeskongresses freuen. Ich meine die Formulierungen im 2. Absatz im Kapitel Bildung: Neben einer modernen Infrastruktur benötigen LehrerInnen auch geeignete Werkzeuge und Mittel um ihre gesetzlichen Aufträge – Wissensvermittlung und Erziehung – zu erfüllen. 

 

JA: Wir benötigen die geeigneten Werkzeuge und Mittel, um unsere gesetzlichen Aufträge erfüllen zu können.  Schaut man auf handwerkliche, auf produzierende Sparten, dann ist jedem Aussenstehenden sofort klar, wie solche Werkzeuge aussehen. Aber was sind Werkzeuge von Lehrpersonen?

 

Ich meine, es sind zusätzliche Pädagogen und Pädagoginnen. Den 2,7%-Deckel für Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf anzuheben ist daher ganz besonders zu begrüßen. 

 

Nur: Es gibt eine erhebliche Anzahl von Kindern, die im schulischen Umfeld Probleme haben und bei weitem keine Sonderschüler/Sonderschülerinnen sind. Die haben keine Behinderung, keine furchtbare Familie. Und doch haben sie oft massive Probleme. (Als Erwachsene vergessen wir manchmal was sich Jugendliche mitmachen beim Erwachsenwerden. – Auch ohne Pandemie.) Jugendliche, die Probleme haben, machen Probleme. Dafür brauchen wir zusätzliche Lehrpersonen, die kontinuierlich intervenieren und begleiten können. Und zwar unmittelbar. Es ist grausam, solche Situationen zunächst eskalieren zu lassen.

 

Deswegen freuen sich viele Lehrerinnen und Lehrer mit mir über die Formulierungen im Leitantrag. Es heißt nämlich im Kapitel Bildung explizit, dass es auch um die Vorbeugung von Bildungsdefiziten gehen muss, dass wir dafür ausreichend Lehrer:innen einstellen müssen.

 

Denn das ist auch ohne Pandemie die Realität: Kinder, die Probleme haben, machen Probleme und bekommen noch mehr Probleme. Weil: Kinder sind keine Waschmaschinen, die womöglich ein ganzes Semester lang ruhig in einer Ecke stehen und auf den Servicetechniker - etwa in Form der Sommerschule - warten. Damit dann Defizite ausgeglichen werden, als würde man einen Saftkrug auffüllen, der im Schuljahr nicht ganz voll geworden ist. So funktioniert das nicht.

 

Wir brauchen die Werkzeuge im laufenden Betrieb. Ohne die dafür nötigen Kolleg:innen arbeiten wir wie Handwerker, denen man das Werkzeug weggenommen hat. Wir sind in der Schule dafür da, Erfolge zu organisieren, und nicht dafür, das Scheitern zu dokumentieren.

 

Viele Kollegen und Kolleginnen freuen sich also darauf,  dass die Werkzeuge für den Bildungsbereich gefordert werden. dass ein Projekt wie die Sommerschule auf keinen Fall mit Mitteln und Werkzeugen aus dem laufenden Betrieb finanziert wird. Dass wir vorbeugend arbeiten dürfen, damit wir das Gelingen möglich machen.

 

Vielen Dank und Glückauf!