LGBTI macht Schule

LGBTI - Warum es wichtig ist nicht wegzusehen

„Das ist so schwul!“ oder „Du bist so eine Schwuchtel!“

Ignorieren oder eingreifen?

ein Appell von Tina Janssen (aus dem KREIDEKREIS 2-20)

 

„Er/Sie hat es sicher nicht so gemeint. Es gehört schließlich zum jugendlichen Sprachgebrauch. Kein Grund, diese Aussage zu besprechen. Außerdem sind derartige Äußerungen doch harmlos. Es ist nicht meine Aufgabe, dazu Stellung zu beziehen. Es zu thematisieren führt doch zu nichts. Man wird es trotzdem regelmäßig im schulischen Alltag hören.“

 

Die Antwort, ob man derartige Aussagen – gerade im schulischen Alltag - ignorieren sollte, lautet ganz klar: Nein! Ignoranz ist der falsche Ansatz. Was diese Aussagen bewirken können, ist oftmals nicht bewusst. Es anzusprechen kann etwas verändern, denn harmlos sind derartige Aussagen und Beschimpfungen nicht.

 

Die Schule ist ein Ort der Begegnungen, des Miteinanders und der Vielfalt. Es treffen Menschen mit unterschiedlicher sozialer Herkunft, unterschiedlichen Sprachkompetenzen, religiösen Anschauungen, geschlechtlichen Identitäten und sexueller Vielfalt aufeinander.

 

Die Schule kann aber ebenfalls ein Platz sein, an dem viele Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte aufgrund dieser Unterschiede diskriminiert werden. Lesbische, schwule, bisexuelle, trans* oder intersexuelle(kurz: LGBTI) SchülerInnen sind da keine Ausnahme.

 

Diese von SchülerInnen abwertend benutzten Worte sind daher alles andere als harmlos. Sie können Menschen verletzen. Es wird ständig in einer abwertenden Art über Homosexualität gesprochen. Das Wort „schwul“ wird mit etwas Negativem in Verbindung gesetzt. Die Privatsphäre von Personen wird verletzt. Personen, die sich oft nicht wehren können, da sie sich nicht sicher sein können Unterstützung aus dem Umfeld zu erhalten.

 

Durch das „Nicht-thematisieren“ bei heteronormativ motivierten Beschimpfungen, also Aussagen, die Heterosexualität als Norm voraussetzen, rückt eher ein Bild der Akzeptanz dieser Äußerungen in den Vordergrund. Eine Akzeptanz, die aus der Sicht der LGTBI-Jugendlichen eher für Diskriminierungen sprechen.

 

Zwischen 5 und 10 % der Bevölkerung leben lesbisch, schwul, bi, trans- oder intersexuell. Man kann sich daher ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein betroffenes Kind in (m)einer Klasse sitzt. Jugendliche sind sich heute oftmals zwischen 12 und 15 Jahren ihres gleichgeschlechtlichen Begehrens bewusst. D.h. sie befinden sich damit mitten in der Schulzeit. Gleichzeitig machen viele von ihnen aber gerade in der Schule Mobbing- bzw. Ausgrenzungserfahrungen. Was als irgendwie „anders“ empfunden wird, erfährt Abwertung.

 

Laut einer britischen Studie erleben 55% der LGB-SchülerInnen Mobbing in der Schule. Viele von ihnen erzählen es niemandem. Die Ablehnung durch die Außenwelt hat bei vielen betroffenen SchülerInnen einen negativen Effekt auf die Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Das äußert sich in Gefühlen wie Scham, Angst und Wut; jedoch auch in dem Gefühl wertlos, anders und unnormal zu sein. Die Bewältigungsstrategien variieren: Lernprobleme, Konzentrationsstörungen, psychosomatische Probleme, Angst, mangelndes Selbstvertrauen, Isolation, Konsumation von Suchtmitteln, Depressionen bis hin zu einem erhöhten Suizidrisiko.

 

Wenn Sie als PädagogIn bei Diskriminierungen intervenieren, zeigen Sie Respekt für alle Menschen und setzen somit ein solidarisches Zeichen auch für z.B. LGBTI-Menschen. In einem aufgeschlossenen Lernklima dürfen Bemerkungen, die auf Vorurteilen beruhen, nicht unkommentiert bleiben. Nur so kann das Recht auf Bildung und auf Lernerfolge für jeden gewährleistet werden.

 

Was genau Lehrkräfte in erster Linie tun können:

 

Die Thematik hinsichtlich der Homo- und Bisexualität und der Transidentität sowie die Aufklärung der Begrifflichkeiten, welche LGTBI umfasst, sollten unbedingt im Unterricht behandelt werden. SchülerInnen, welche eventuell selbst betroffen sind oder eine dieser Formen aus dem Freundes-, Bekannten- oder Familienkreis kennen, werden erfahren, dass sie wertschätzend wahrgenommen werden. SchülerInnen, die noch nicht in Kontakt mit der Thematik gekommen sind, werden lernen, dass es unterschiedliche Lebensweisen gibt, welche ebenfalls der Norm entsprechen.

 

Es ist daher zu empfehlen, sich als Lehrkraft mit der LGTBI-Thematik auseinanderzusetzen. Es gibt inzwischen unzählige Unterrichtmaterialien und Aufklärungsbroschüren im Internet. Auch die HOSI (Homosexuellen Initiative) leistet Aufklärungsarbeit und bietet Workshops an, welche für Schulklassen gebucht werden können.

 

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